Anleihen
Anleihen gehören zu den klassischen und meist stabileren Anlageklassen der Finanzwelt. Im Kern handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere, mit denen Staaten oder Unternehmen Kapital aufnehmen. Anleger verleihen dabei Geld und erhalten im Gegenzug regelmäßige Zinszahlungen sowie die Rückzahlung des Nominalbetrags am Ende der Laufzeit. Da Anleihen im Vergleich zu Aktien geringere Schwankungen aufweisen, werden sie häufig eingesetzt, um ein Portfolio auszugleichen. Dieses Kapitel erklärt, welche Arten von Anleihen es gibt, warum sich die Kurse verändern und welche Rolle Anleihen im Portfolio spielen können.
Das Wichtigste im Überblick💡
- Anleihen sind Kreditverträge in Wertpapierform, über die Anleger Staaten oder Unternehmen Geld leihen.
- Sie bieten regelmäßige Zinszahlungen und eine Rückzahlung des Nominalbetrages am Ende der Laufzeit.
- Das Risiko hängt stark vom Emittenten (z. B. Staat oder Unternehmen) und dessen Bonität ab – höheres Risiko bedeutet in der Regel höhere Zinsen.
- Anleihen können einzeln oder über Anleihen-Fonds bzw. Anleihen-ETFs gekauft werden.
Was sind Anleihen?
Eine Anleihe ist ein Wertpapier, das ein Kreditverhältnis zwischen Anleger und Emittent darstellt. Wer eine Anleihe kauft, verleiht dem Herausgeber – beispielsweise einem Staat oder einem Unternehmen – Kapital für eine festgelegte Laufzeit. Als Gegenleistung erhält der Anleger einen festen oder variablen Zinssatz („Kupon“) sowie die Rückzahlung des investierten Kapitals am Ende der Laufzeit.
Anleihen werden an Börsen gehandelt und ihr Preis verändert sich fortlaufend. Da jedoch Rückzahlungstermin und Nennwert feststehen, fallen die Kursschwankungen meist geringer aus als bei Aktien.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Staatsanleihen
Staaten nehmen Geld auf, um Ausgaben und Investitionen zu finanzieren. Anleihen von wirtschaftlich starken Ländern wie Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich oder den USA gelten als sehr sicher, da ein Zahlungsausfall äußerst unwahrscheinlich ist.
Sehr kurzfristige Staatsanleihen – oder entsprechende ETFs – gelten im Finanzkontext häufig als nahezu risikofrei.
Unternehmensanleihen
Hier leihen Anleger einem Unternehmen Geld. Aufgrund des höheren Ausfallrisikos bieten Unternehmensanleihen meist höhere Zinsen als Staatsanleihen. Die Bonität des Unternehmens bestimmt maßgeblich die Höhe des Risikoaufschlags.
Hochzinsanleihen („High Yield“)
Dies sind Unternehmens- oder Staatsanleihen mit schlechterer Bonität. Sie bieten hohe Kupons, bergen aber ein deutlich erhöhtes Ausfallrisiko. Hochzinsanleihen gehören daher eindeutig zum risikobehafteten Teil eines Portfolios.
Kurzfristige Staatsanleihen und Geldmarktanlagen – nahezu risikofrei
Obwohl Anleihen grundsätzlich zum risikobehafteten Teil eines Portfolios zählen, schwanken sie – je nach Art und Laufzeit – meist deutlich weniger als Aktien. Besonders stabil gelten kurzfristige Staatsanleihen hoher Bonität sowie Geldmarktfonds bzw. Geldmarkt-ETFs als spezielle Unterkategorie von Anleihen. Aufgrund ihrer sehr geringen Schwankungen eignen sich diese Anlageformen gut als risikoarmer Portfoliobaustein, als Liquiditätsreserve und bei größeren Beträgen sogar als möglicher Ersatz für Tagesgeld.
Wie Anleihen funktionieren – und was ihre Kurse bewegt
Anleihen werden meist zu einem Kurs nahe 100 Prozent ihres Nennwerts ausgegeben. Die tatsächliche Rendite ergibt sich aus den Zinszahlungen und dem Kurs, zu dem die Anleihe gekauft oder verkauft wird.
Drei zentrale Faktoren bestimmen, wie sich der Kurs einer Anleihe entwickelt:
1. Zinsniveau am Markt
Steigen die Marktzinsen, verlieren bestehende Anleihen an Wert; sinken sie, steigen die Kurse. Der Grund: Neue Anleihen werden zu veränderten Zinssätzen ausgegeben, wodurch ältere Papiere im Vergleich attraktiver oder unattraktiver werden. Je länger die Restlaufzeit, desto stärker fällt dieser Effekt aus.
2. Bonität des Emittenten
Verbessert sich die finanzielle Lage eines Unternehmens oder Staates, sinkt dessen Ausfallrisiko – der Kurs der Anleihe steigt. Verschlechtert sich die Bonität, verlangen Anleger höhere Risikoaufschläge („Spreads“), was den Kurs drückt.
3. Restlaufzeit und „Pull-to-Par-Effekt“
Je näher die Rückzahlung rückt, desto stärker orientiert sich der Kurs am Nennwert. Schwankungen nehmen ab, da die verbleibende Zeit für Zinsänderungs- oder Bonitätsrisiken geringer wird.
Das Zusammenspiel aus Zinsniveau, Bonität und Laufzeit bestimmt somit das Risiko- und Renditeprofil jeder Anleihe.
Welche Rolle spielen Anleihen im Portfolio?
Anleihen dienen in erster Linie der Stabilisierung eines Portfolios. Sie schwanken weniger als Aktien und ermöglichen planbare Erträge. Wie stark ein Portfolio insgesamt schwankt, hängt wesentlich vom Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen ab:
- Mehr Anleihen → stabileres, aber langfristig renditeschwächeres Portfolio
- Mehr Aktien → höhere Renditechancen, aber größere Schwankungen
In der Entnahmephase – etwa im Ruhestand - können Anleihen zusätzlich eine wichtige Funktion übernehmen. Aufgrund ihrer geringeren Volatilität eignen sie sich häufig als mittelfristiger Baustein innerhalb einer Entnahmestrategie, um Auszahlungen planbarer und risikoärmer zu gestalten.
Wie man in Anleihen investieren kann
Anleger können entweder einzelne Anleihen direkt kaufen oder über Anleihen-Fonds bzw. Anleihen-ETFs investieren. Während der Direktkauf die gezielte Auswahl einzelner Wertpapiere erfordert, bündeln Anleihen-ETFs automatisch eine Vielzahl unterschiedlicher Anleihen. Sie sind kostengünstig, breit gestreut und bieten einen einfachen Zugang zu Staats- oder Unternehmensanleihen aus aller Welt – ohne dass einzelne Anleihen selbst ausgewählt werden müssen.