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ETF-Leitfaden

ETF-Strategie

ETFs lassen sich auf unterschiedliche Weise kombinieren und zu klaren Anlagestrategien zusammenstellen. Ziel einer ETF-Strategie ist es, strukturiert, kosteneffizient und langfristig in die Kapitalmärkte zu investieren, ohne ständig Entscheidungen treffen oder Marktbewegungen vorhersagen zu müssen. In diesem Abschnitt konzentrieren wir uns bewusst auf eine zentrale, bewährte Strategie: das Weltportfolio. Dieses Konzept hat sich insbesondere für Privatanleger als robust, einfach umsetzbar und wissenschaftlich gut begründet erwiesen.

Das Wichtigste im Überblick💡

  • Das Weltportfolio ist eine der einfachsten und stabilsten ETF-Strategien.
  • Globale Indizes ermöglichen eine breite Streuung über Länder, Regionen und Unternehmen.
  • Grundlage ist die Annahme langfristig steigender Aktienmärkte.
  • Weltindizes lassen sich bereits mit einem oder zwei ETFs abbilden.
  • Die regionale Gewichtung erfolgt meist nach Marktkapitalisierung, alternativ nach Wirtschaftsleistung (BIP).

Das Weltportfolio-Konzept

Das Weltportfolio basiert auf der Idee, nicht auf einzelne Länder, Branchen oder Trends zu setzen, sondern in den globalen Aktienmarkt als Ganzes zu investieren. Ziel ist es, sich an der Wertentwicklung möglichst vieler börsennotierter Unternehmen weltweit zu beteiligen – von großen internationalen Konzernen bis hin zu mittelgroßen und kleineren Firmen. Zwar kann auch ein Welt-ETF nicht jedes einzelne Unternehmen der Welt abbilden, er kommt diesem Ideal jedoch sehr nahe. Gleichzeitig ermöglicht er diese breite Streuung zu niedrigen Kosten und mit minimalem Aufwand, was das Weltportfolio zu einer besonders effizienten und praxisnahen Anlagestrategie macht.

Die zentrale Annahme hinter dem Weltportfolio ist, dass Aktienmärkte langfristig steigen, weil Unternehmen wachsen, Innovationen vorantreiben und die Produktivität zunimmt. Kurzfristige Krisen, Rezessionen oder politische Ereignisse gehören zwar dazu, wurden historisch jedoch immer wieder überwunden.

Ein weiterer theoretischer Baustein ist die Markteffizienzhypothese. Sie besagt vereinfacht, dass alle öffentlich verfügbaren Informationen bereits in den Aktienkursen enthalten sind. Daraus folgt, dass es äußerst schwierig ist, den Markt dauerhaft zu schlagen. Statt einzelne vermeintliche „Gewinner“ auszuwählen, ist es daher sinnvoller, den gesamten Markt zu kaufen.

Das Weltportfolio bietet damit eine maximale Diversifikation:

  • über Länder und Regionen
  • über Branchen
  • über große, mittlere und kleine Unternehmen

Überblick über Weltindizes

Zur Umsetzung eines Weltportfolios werden in der Praxis globale Aktienindizes verwendet. Sie unterscheiden sich vor allem darin, welche Länder und welche Unternehmensgrößen berücksichtigt werden. Die folgenden Indizes geben einen Überblick über die wichtigsten und am häufigsten genutzten Weltindizes.

Weltindizes

MSCI ACWI (All Countries World Index)

  • Der MSCI ACWI bildet rund 2.500 große und mittlere Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern ab. Er deckt damit einen Großteil des weltweit investierbaren Aktienmarktes ab (85 %) und wird häufig für globale ETF-Lösungen genutzt.

FTSE All-World

  • Der FTSE All-World umfasst mehr als 4.000 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern. Er bildet große und mittlere Unternehmen ab und deckt etwa 90 % der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung ab. Die Definition der Unternehmensgrößen unterscheidet sich dabei leicht von der MSCI-Systematik.

Überregionale Indizes

MSCI World

  • Der MSCI World zählt zu den bekanntesten Aktienindizes und dient vielen Anlegern als Referenz für die Entwicklung der Aktienmärkte in Industrieländern. Er umfasst rund 1.300 große und mittlere Unternehmen aus 23 Industrienationen.

MSCI Emerging Markets

  • Der MSCI Emerging Markets bildet etwa 1.200 große und mittlere Unternehmen aus Schwellenländern ab. In Kombination mit dem MSCI World wird dieser Index häufig genutzt, um den globalen Aktienmarkt über zwei ETFs darzustellen.

Abdeckung nach Marktkapitalisierung

Die genannten Indizes berücksichtigen überwiegend große und mittlere Unternehmen und decken damit rund 85 % der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung ab. Der FTSE All-World erreicht sogar eine Abdeckung von etwa 90 %.

Kleine Unternehmen („Small Caps“), die rund 10–15 % der globalen Marktkapitalisierung ausmachen, sind in diesen Indizes jedoch nicht oder nur sehr eingeschränkt enthalten. Erst der MSCI ACWI IMI (Investable Market Index) bildet mit rund 8.000 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern etwa 99 % der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung ab und berücksichtigt damit auch Small Caps.

Regionale Gewichtung im Portfolio

Ein zentraler Punkt bei Weltportfolios ist die Frage, wie stark einzelne Regionen gewichtet werden sollen. Dafür haben sich zwei grundlegende Ansätze etabliert.

Gewichtung nach Marktkapitalisierung

Die meisten Weltindizes gewichten Länder und Regionen nach ihrer Marktkapitalisierung, also nach dem Börsenwert der enthaltenen Unternehmen. Aktuell führt das zu einem hohen USA-Anteil, da amerikanische Unternehmen einen großen Teil des weltweiten Aktienmarktes ausmachen. Auch innerhalb der Indizes ist die Konzentration hoch: Die größten zehn Unternehmen stellen häufig einen beträchtlichen Anteil des Gesamtportfolios.

Dies kann als Klumpenrisiko wahrgenommen werden, spiegelt jedoch die aktuelle Struktur der globalen Kapitalmärkte wider. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt in seiner Einfachheit und Marktnähe: Anleger folgen automatisch dem Markt, ohne eigene Annahmen treffen zu müssen.

Gewichtung nach Wirtschaftsleistung (BIP)

Ein alternativer Ansatz zur regionalen Gewichtung ist die Ausrichtung am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dabei werden Länder entsprechend ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gewichtet – unabhängig von der Größe ihrer Aktienmärkte. Ziel ist es, die reale Bedeutung einzelner Volkswirtschaften stärker abzubilden als deren momentane Börsenbewertung.

Über lange Zeiträume hinweg konnten BIP-gewichtete Strategien teilweise höhere Renditen erzielen als marktkapitalisierte Ansätze. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass extreme Länderübergewichtungen reduziert werden und ein systematischer Rebalancing-Effekt entsteht. Zudem führt die Gewichtung nach Wirtschaftsleistung häufig zu einer stärkeren Berücksichtigung zusätzlicher Renditefaktoren. In den vergangenen Jahren erzielten jedoch marktkapitalisierte Ansätze höhere Renditen, was vor allem auf die starke Entwicklung des US-Aktienmarktes zurückzuführen ist. Gleichzeitig erfordert die Umsetzung einer BIP-gewichteten Strategie meist einen höheren Aufwand, da entsprechende Indizes kombiniert werden müssen und dadurch regelmäßige Anpassungen in Form von Rebalancing notwendig werden. Welche der beiden Varianten künftig bessere Renditen erzielen wird, lässt sich nicht verlässlich vorhersagen.

Fazit zur Weltportfolio-Strategie

ETFs bieten einen einfachen, kostengünstigen und transparenten Zugang zu einem global diversifizierten Weltportfolio. Mit nur einem oder zwei ETFs lässt sich der Aktienmarkt bereits effizient abbilden. Entscheidend ist dabei das Verständnis, dass an der Börse nicht vergangene, sondern erwartete Renditen gehandelt werden. Länder mit ähnlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen sollten langfristig vergleichbare Renditen erzielen. Die USA haben in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gut abgeschnitten und sind entsprechend hoch bewertet. Daraus lässt sich jedoch keine Garantie für zukünftige Überrenditen in den kommenden Jahren ableiten.

Hinweis: In unserem Insights-Abo stellen wir unsere Investpuls-Portfolios vor, die auf dem Weltportfolio-Konzept basieren. Wir erläutern den genauen Aufbau, die Zusammensetzung und die Rolle jeder einzelnen Position. Neben einem Weltaktienportfolio präsentieren wir auch ausgewogene und renditeorientierte Multi-Asset-Portfolios.