Kriterien zur ETF-Auswahl
Die große Auswahl an ETFs kann gerade für Einsteiger überwältigend wirken. Für nahezu jeden Markt, jede Region und jede Strategie existieren mehrere ähnliche Produkte unterschiedlicher Anbieter. Umso wichtiger ist es, systematisch vorzugehen und ETFs anhand klar definierter Kriterien zu vergleichen. Dieses Kapitel zeigt, worauf es bei der ETF-Auswahl ankommt und welche Merkmale für langfristig orientierte Anleger besonders relevant sind.
Das Wichtigste im Überblick💡
- Der abgebildete Index bestimmt, in welche Märkte und Unternehmen investiert wird.
- Replikationsmethode und Fondsdomizil beeinflussen Transparenz, Steuern und Risiken.
- Niedrige Kosten und eine geringe Tracking-Differenz können sich positiv auf die Rendite auswirken.
- Ein ausreichend großes Fondsvolumen sorgt für Stabilität und gute Handelbarkeit.
- Ausschüttungsart und Währungseinfluss sollten zur persönlichen Strategie passen.
Abgebildeter Index
Das wichtigste Auswahlkriterium eines ETFs ist der Index, den er nachbildet. Dieser legt fest, in welche Länder, Branchen und Unternehmen investiert wird. Zwei ETFs können ähnlich klingen, aber völlig unterschiedliche Märkte abdecken. Deshalb sollte immer zuerst geprüft werden, welcher Index zugrunde liegt, wie breit er gestreut ist und ob er zur eigenen Anlagestrategie passt. Für langfristige Anleger eignen sich insbesondere breit gestreute Weltindizes, da sie das Risiko einzelner Regionen oder Unternehmen deutlich reduzieren.
Replikationsmethode
ETFs unterscheiden sich darin, auf welche Weise sie ihren Index nachbilden. Bei der physischen Replikation kauft der ETF die im Index enthaltenen Wertpapiere tatsächlich. Dies kann vollständig oder über eine repräsentative Auswahl (Sampling) erfolgen. Diese Methode gilt als besonders transparent und nachvollziehbar.
Bei der synthetischen Replikation wird die Indexentwicklung über Tauschgeschäfte (Swaps) mit einer Gegenpartei abgebildet. Dadurch lassen sich auch schwer zugängliche Märkte effizient nachbilden. Gleichzeitig entsteht ein zusätzliches Kontrahentenrisiko, das jedoch regulatorisch begrenzt ist. Beide Methoden sind grundsätzlich etabliert – entscheidend ist, dass Anleger die Unterschiede verstehen.
Fondsdomizil
Das Fondsdomizil bezeichnet das Land, in dem der ETF rechtlich aufgelegt ist. Für europäische Privatanleger sind ETFs mit Domizil in Irland oder Luxemburg besonders verbreitet, da diese Standorte stabile rechtliche Rahmenbedingungen und steuerliche Vorteile bieten. Das Fondsdomizil beeinflusst die Wertentwicklung eines ETFs nicht direkt, kann jedoch langfristig steuerliche Auswirkungen haben und sollte daher nicht völlig ignoriert werden. Diese steuerlichen Effekte sind insbesondere bei ETFs mit Domizil in Irland relevant.
Fondskosten (TER)
Die Total Expense Ratio (TER) gibt an, welche laufenden Kosten ein ETF pro Jahr verursacht. Sie wird als Prozentsatz des Fondsvermögens ausgewiesen. Da ETFs passiv verwaltet werden, sind die Kosten in der Regel niedrig – insbesondere im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds. Langfristig haben aber selbst kleine Kostenunterschiede einen spürbaren Effekt auf die Rendite. Niedrige Kosten sind daher ein zentrales Qualitätsmerkmal eines ETFs, sollten jedoch immer im Zusammenhang mit der tatsächlichen Indexabbildung betrachtet werden.
Tracking-Differenz
Die Tracking-Differenz beschreibt die tatsächliche Abweichung zwischen der Wertentwicklung eines ETFs und der seines zugrunde liegenden Index. Sie zeigt damit, wie gut der ETF den Index in der Praxis nachbildet. Eine geringe Tracking-Differenz deutet auf eine effiziente Umsetzung hin. Ursachen für Abweichungen können unter anderem Steuereffekte, Wertpapierleihe, Replikationsmethoden oder sonstige laufende Kosten sein. In manchen Fällen kann die Tracking-Differenz auch negativ ausfallen, wenn ein ETF sogar besser abschneidet als sein Vergleichsindex. Für Anleger ist entscheidend, dass diese Abweichung langfristig gering und möglichst stabil bleibt.
Fondsvolumen & Liquidität
Ein ausreichend großes Fondsvolumen spricht für die Akzeptanz eines ETFs am Markt und reduziert das Risiko einer Fondsauflösung. ETFs mit hohem Handelsvolumen sind in der Regel liquider, werden häufiger gehandelt und weisen meist geringere Geld-Brief-Spannen auf, was den Kauf und Verkauf kostengünstiger macht. Für langfristige Anleger gelten ETFs mit mehreren hundert Millionen Euro Fondsvolumen üblicherweise als gut geeignet. Sehr kleine oder neu aufgelegte ETFs sollten hingegen genauer geprüft werden.
Ausschüttend vs. thesaurierend
ETFs unterscheiden sich darin, wie sie mit laufenden Erträgen wie Dividenden umgehen. Ausschüttende ETFs zahlen diese Erträge regelmäßig an die Anleger aus, während thesaurierende ETFs die Erträge automatisch wieder anlegen. Welche Variante sinnvoller ist, hängt von der persönlichen Situation und dem Anlageziel ab. Anleger, die laufende Einnahmen wünschen, können von Ausschüttungen profitieren. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist die Thesaurierung hingegen häufig effizienter, da der Zinseszinseffekt ohne zusätzlichen Handlungsbedarf genutzt wird.
Währungseinfluss
Viele ETFs investieren in Wertpapiere, die in Fremdwährungen notiert sind. Dadurch entsteht ein Währungsrisiko, da Wechselkursänderungen die Rendite beeinflussen können – unabhängig von der Entwicklung der Aktien selbst. Währungsgesicherte ETFs reduzieren dieses Risiko, sind jedoch meist teurer und langfristig nicht zwangsläufig vorteilhaft. Für langfristige Anleger kann es sinnvoll sein, Währungsschwankungen bewusst in Kauf zu nehmen, da sie sich über lange Zeiträume häufig ausgleichen.